Herkunft:: Baumschule (Ballenpflanze)
Folgenden Check sollte man vor dem Kauf durchführen:
1. Allgemeine Vitalität (wichtig bes. bei ausgesondertem Material)
- frische Triebe oder Knospen, frisches Laub bzw. grüne Nadeln
- kein Schädlingsbefall
2. Stamm
- möglichst breiter Stammansatz
- Stammverjüngung nach oben erkennbar
- keine unschönen Pfropfstellen oder Verdickungen
- Windungen vorhanden (abhängig von Stil)
3. Wurzelansatz
- Erdschicht um Stamm etwas entfernen,
- lebende(!) Wurzeln am Stammansatz (evtl. Wurzel anritzen)
- gleichmäßig Verteilung der Wurzeln um Stamm herum
4. Äste
- Fehlen von Ästen an für mögliche Gestaltung wichtigen Stellen?
- möglichst viele Äste im unteren Stammabschnitt
- Äste an Außenseiten von Stammbiegungen vorhanden
(v.a. bei Nadelgehölzen wichtig, weil sie nur schwer aus
altem Holz austreiben)
- Belaubung in Stammnähe (Nadelbäume s.o. !)
Tipp: Man sollte sich nicht von einer schönen Baumsilhuette blenden lassen!
Ein Großteil des schön erscheinenden Ast- und Laubwerks wird für die Gestaltung des Baumes keine Rolle spielen.
Entscheidend ist der Stammverlauf und der Wurzelansatz, welche in der Folge kaum zu korrigieren sind.
Ein wichtiger Merksatz von mir gleich zu Beginn:
Äste im unteren Stammbereich bei den anstehenden Schnittmaßnahmen
nicht entfernen, auch wenn Sie auf den ersten Blick keinen Sinn machen!!!
Sie könnten für die Gestaltung evtl. eine wichtige Rolle spielen und was ab ist, ist ab
und kommt in diesem Bereich i.d.R. auch nicht wieder in Form von Neuaustrieb.
1. Schritt: Freilegen des Wurzelansatzes (Wurzelkralle o. -haken)
Zu sehen ist, dass hier, wie in vielen Fällen, der Wurzelansatz nicht da
beginnt, wo die ersten größeren Wurzeln abgehen, sondern meist tiefer.
In diesem Fall wird die eine größere seitliche Wurzel entfernt.
Weiter unten kommt ein ansehnliches Nebari zum Vorschein.
2. Schritt: Wurzeln auskämmen
Je nach Art , Zustand und Jahreszeit werden die Wurzeln vollständig oder nur teilweise ausgekämmt
und altes Substrat mehr oder weniger vollstandig entfernt.
Bei Arbeiten im Frühjahr und vitaler Pflanze wird man hierbei gründlicher
vorgehen , als im Herbst und schwächelnden Pflanzen.
Diese Pflanze stand komplett in betonartigem Lehm.
In dem Fall spült man den Lehm mit scharfen Wasserstrahl vollständig aus.
3. Schritt: Wurzelschnitt
Alle von der Stammunterseite nach unten gehenden Wurzeln werden komplett entfernt.
Alle überlangen Wurzeln werden eingekürzt.
Alle am Baum verbleibenden Wurzeln sollten in einer Ebene entspringen.
Sind davon genügend da mit ausreichend feinen Faserwurzeln, werden alle übrigen Wurzeln entfernt.
Ist das nicht der Fall muss man Kompromisse eingehen.
In jedem Falle sollte die verbleibende Wurzelmasse im Verhältnis zu der
später am Baum verbleibenden Laubmasse stehen.
Für Nadelarten darf das niemals bedeuten, dass bei wenig verbleibender Wurzelmasse auch
so viel als möglich Laub eingekürzt eingekürzt werden sollte.
Im Zweifelsfall belässt man bei Nadelarten mehr Wurzelmasse.
4. Schritt: Eintopfen
Als Kulturgefäß eignet sich jedwedes größenmäßig passendes flaches Behältnis.
Hier würde ein Mörteleimer zurechtgeschnitten.
Das Kulturgefäß wird wie eine Bonsaischale mit Abzugslöchern, Abdecknetzen und Drahtbefestigungen versehen. Hier wurde nur einfaches Fliegengitter eingesetzt.
Eine Drainageschicht aus grobem Kies wird eingebracht, darüber
grobkörniges Substrat (Lava, Kies, Torf, Akadama zu gleichen Teilen).
Feinbestandteile werden ausgesiebt. Zusätzlich wird Pilzmycel zugegeben,
da dieses durch das Ausspühlen des alten Substrates weitgehend entfernt wurde.
Das Substrat wird zunächst zu einem Kegel aufgeschüttet
Der Wurzelballen wird in den Substratkegel gedrückt und der Baum mit Draht fixiert.
Substrat wir aufgefüllt und mit einem Stäbchen gründlich in den Wurzelballen eingearbeitet.
Fertig!
Zum vorläufigen Abschluß werden alle absolut nicht mehr benötigten Äste abgeschnitten.
5. Schritt: Festlegen der Ansichtseite
Bei der Entscheidungsfindung für eine Vorderseite sollte man sich Zeit nehmen,
insbesondere wenn es mehrere potentielle Ansichtsseiten gibt.
Im Zweifelfalle vertagt man lieber die folgenden Arbeiten.
Das vorläufige Ergebnis hält man durch eine Markierung fest,
entweder so (Krekeler-Methode)....
... besser aber so:
Nachdem die Entscheidung für eine Vorderseite endgültig gefallen
ist, folgt der ...
5. Schritt: Festlegen des Stammverlaufs und Selektion der Äste
Beim Stammverlauf dieses Baumes folgte einer leichten Krümmung
ein kerzengerader Abschnitt ohne Verjüngung.
Der Stamm wurde auf einen nach links abgehenden Seitenast zurück-
genommen, welcher ausreichend stark und ausreichend verzweigt
war, um die neue Stammverlängerung zu bilden.
Dieser Ast wurde in seine neue Position gedrahtet, einschließlich der
abgehenden Nebenäste.
Im unteren Stammbereich wurden weitere Äste entfernt.
Zu sehen ist allerdings noch ein großes Astgewirr im unteren Stammbereich.
Das sind einerseits Äste, die für die spätere Gestaltung benötigt werden,
teils aber nur Hilfs- bzw. Opferäste, die zum schnellerem Verschluss der
entstandenen Wunden , bzw. zur weiteren Verdickung des unteren
Stammbereichs beitragen sollen und später entfernt werden.
Um zu verdeutlichen, welche Äste das Grundgerüst des Baumes bilden,
wurden alle Hilfsäste abgedeckt.
Ein Ast wurde allerdings mit abgedeckt, nämlich der erste Rückast
zwischen dem ersten und zweiten Seitenast.
Ganz wichtig! Niemals die Rückäste vergessen!
Diese haben entscheidende Bedeutung für die Tiefenwirkung des Baumes.