Bonsaibaumschule

Fachbeiträge über Pflanzen, Bonsai und ihre Pflege.
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Thomas
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Bonsaibaumschule

Beitrag von Thomas »

Frühjahrsarbeit in der Bonsaibaumschule

Gerade beim Einstieg ins Bonsaihobby pflegt der Jungbonsaianer
jedwede Sämlinge und Jungpflanzen, die am Wege stehen, mitzunehmen
mit dem Ziel, sie zu gewaltigen Bonsais heranzuziehen.
Später bekommt er dann mit, dass das doch nicht so schnell und einfach geht.
Mit dieser Erkenntnis , ändert sich meist die Art und Weise der Materialbeschaffung.
Die Frage ist, was tun mit den zig Pflanzen in Töpfen und Schalen.
Eine Möglichkeit, man pflanzt sie ins Beet und lässt sie da heranwachsen bis sie die
nötige Reife erlangen, um als Ausgangsmaterial für zukünftige Gestaltungen zu dienen.
Mit anderen Worten man eröffnet seine eigene kleine Bonsaibaumschule.

Bei der Pflanzung sollte auf genügend Abstand zwischen den Pflanzen
gehalten werden. Die Pflanzen sollten alle einzeln gut zugänglich sein.
Ein Weg zwischen den Reihen belegt mit ausgedienten Gehwegplatten
beugt zudem Unkrautbewuchs vor, ebenso das Aufbringen einer Mulchschicht.
Das Erdreich wird je nach Beschaffenheit des Bodens vor Ort angereichert mit
Humus und die Drainage verbessert mit Kies, Lava oder Blähschiefer, ähnlich
wie bei Pflanzen in der Schale.

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Die Pflanzen lässt man i.d.R. durchtreiben, um sie dann im nächsten Frühjahr
kräftig zurückzuschneiden.

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Alle zwei bis drei Jahre werden die Pflanzen ausgegraben und komplett bearbeitet.

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Hier eine Esche nach dem Ausgraben. Der Wurzelansatz ist erstklassig, man sieht, dass sie
einige Jahre in der Schale gezogen wurde, ehe sie ins Freiland gesetzt wurde.

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Besonderes Augenmerk sollte auf den Wurzelschnitt gelegt werden.
Nach dem Auskämmen werden alle überlangen Wurzeln entfernt.

BildG[/img]

Ebenso werden alle von Stamm nach unten gehenden Wurzeln entfernt und insgesamt
Die Wurzelmasse ausgelichtet.

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Dann erfolgt ein Rückschnitt der Äste, welcher in etwa den gleichen Umfang haben sollte
wie der Wurzelschnitt. In diesem konkreten Fall wurden Wurzeln und Äste wenig reduziert.
Die Wunden werden versiegelt. Der Baum ist fertig zum Wiedereinpflanzen.

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So geht es weiter Stück für Stück.
Bei dieser Buche erfolgte der Rückschnitt recht drastisch.
Alle dickeren Äste wurden total entfernt, der Stamm um mehr als ein Drittel gekürzt.
Ebenso wurde durch radikale Schnitte der Grundstein für ein ordentliches Nebari gelegt.
Das geht in solch radikaler Form nicht immer gut.
Andererseits wird nur auf die Weise auf absehbare Zeit die Qualität des Materials entscheidend verbessert.
Ein bestehender Makel, etwa eine einseitige Bewurzlung wird mit der Zeit nicht besser,
im Gegenteil, er potenziert sich.

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Auch bei diesem Feuerahorn waren große Einschnitte nötig.
Wichtig ist in diesem Falle die Erstbehandlung der großen Schnittwunden, welche
zusätzlich mit dem Drehmel ausgekehlt und anschließend sorgfältig versiegelt wurden.

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Hier noch ein Spitzahorn, der in gleicher Weise bearbeitet wurden...

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..und zwei Eichen..

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Auch in der Schale gezogene Eichen neigen dazu, Pfahlwurzeln auszubilden,
wenn man sie ins Freiland pflanzt,
.
Diese werden radikal entfernt vorausgesetzt , es sind genügend Feinwurzeln in
Stammnähe vorhanden.
Die Laubmasse, also hier Äste und Zweige, werden in gleichem Umfang reduziert.

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Zum Schluss noch zwei Wacholder.

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Von diesem Wacholder habe ich noch ein Bild aus dem Jahre 1997.
Er hat mächtig zugelegt in fast 10 Jahren Freilandhaltung.
In der Schale wäre das entschieden langsamer gegangen.

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Die sehen mächtig verwuchert aus und man weiß zu Anfang kaum,
wo man die Schere zuerst ansetzen soll.

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Darunter verbirgt sich aber ein sehr schöner Stammverlauf.


Zum Schluss werden alle so bearbeiteten Bäume wieder eingepflanzt.
Das Vorgehen ist ähnlich wie beim Pflanzen in eine Schale:
- Pflanzgrube ausheben
- Drainageschicht einbringen (Kies o.ä.)
- eine Schicht Substrat einbringen
- den Baum darauf setzen
- mit Substrat auffüllen
- Substrat mit Stab in Wurzelwerk einarbeiten
- kräftig Angießen.

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Viel Holz ist gefallen, welches aber bei guter Pflege v.a. Düngung schnell nachwächst.

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(Fortsetzung folgt)
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Thomas
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Re: Bonsaibaumschule

Beitrag von Thomas »

5 Jahre sind seit dem erstem Beitrag ins Land gegangen.
Zeit zum Umstechen, aber auch für einige Bäume Zeit der Ernte.

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Z.B. für diese Esche, deren "Endbeahndlung" bevor es in die Bonsaischale geht, ich mal etwas ausführlicher zeige .
Noch einmal das Bild von von vor 5 Jahren...

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.. und heute.

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Der Stamm wird eingekürzt, ein Ast bildet die neue Krone.

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Die große Wunde muss gut versorgt werden.
Erst wird sauber ausgefräst.

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Dann kommt Wundverschluss drauf. Unter Aluklebefolie überwallen Wunden rel. schnell.

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Jetzt noch der Feinschnitt an Ästen und Wurzeln...

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...Eintopfen , fertig.

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Geerntet wurden u.a 5 Hainbuchen , 1 Linde 1 Eberesche, 1 Rotbuche.

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Der Rest wurde zurück ins Feld gepflanzt

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Interessant ist die Bilanz z.B. bei den Hainbuchen.
Als damals (1997) Einsteiger hatte ich ursprünglich 25 Hainbuchenheckenpflanzen zwischen 4 und 6 Jahren.

Davon sind noch 10 am Leben und 3 Baume sind nach der Zeit zu wirklich guten Bäumen bzw. gutem Ausgangsmaterial herangereift.

Eine ernüchtende Quote.
Man sollte also wirklich überlegen, sich auf das Unternehmen Bonsaibaumschule einzulassen.
Der Gang in eine richtige professionelle Bonsaibaumschule , ist in jedem Falle der schnellere Weg.
Das Geld , was man für etwas reiferes Material ausgibt, ist auch gut angelegt.
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