Chinesische Ulme – Ulmus parvifolia

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Walter Pall
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Chinesische Ulme – Ulmus parvifolia

Beitrag von Walter Pall »

Chinesische Ulme

Lateinischer Name: Ulmus parvifolia
Deutscher Name: Chinesische Ulme, Japanische Ulme; Manchmal trifft man Exemplare, die mit dem Namen Zelkove. Zelkova sinica’ oder ähnlichen Phantasienamen versehen sind. Der Grund dafür ist meistens, dass die Importbeschränkungen für Ulmenarten mit einer Namensänderung umgangen wurden.

Beschreibung:
Der Baum wird 15 bis 25 m hoch. Die Borke löst sich an alten Stämmen in großen, rundlichen Fetzen ab. Die Triebe sind behaart. Die Blätter sind elliptisch bis eiförmig, 2 bis 5 cm lang, spitz oder stumpf, meist einfach gesägt. Oberseits sind sie glänzend und glatt, unterseits anfangs weich behaart. Sie stehen dicht auf sehr dünnen Stängeln.
Natürliches Vorkommen: Sie kommt in Japan, Korea, Taiwan und Mittelchina vor.

Unterarten, Rassen, Gartenformen:
In Ostasien wird die Ulme als Heckenpflanze verwendet, weil sie so gut austreibt. Es gibt viele verschieden wilde Rassen und Gartenformen. Sie unterscheiden sich durch ihre Borke, die von glatt bis schuppig und korkig gehen kann. Andere wieder weisen kleine bis sehr kleine Blätter auf. Auch variegierte Sorten sind bekannt. Die variegierten Sorten werden in Japan als nicht brauchbar für die Bonsaigestaltung angesehen.
In Japan unterscheidet man vor allem die Varietäten nach der Borke. Die Korkrinden-Ulme (U. p. ‚Suberosa’) wird zu fast 100 % in Japan verwendet. In Europa und Amerika dagegen werden zu fast 100 % die Varietäten mit glatter Rinde verkauft, die aus China und Taiwan stammen. Die Varietäten mit korkiger Rinde werden auch ‚Corticosa’ und ‚Seiju’ genannt.
Es gibt auch Zwergformen, wie die U. p. ‚Yatsubusa’ und einige andere. Im Westen sind sie besonders beliebt, während sie in Japan kaum gepflegt werden. In den USA wird häufig die „Catlin-Ulme“ verwendet. Die Blätter sind bei Schalenhaltung oft Kleiner als einen Zentimeter, die Verzweigung ist wesentlich dichter als bei der Stammform.
In Korea wird eine sehr interessante Varietät mit warzenartiger Rinde gezogen. Man nennt sie nach ihrer Herkunft Cheju-Ulme oder U. p. ‚Ibo Kann’. Sie wirkt völlig anders als die herkömmlichen chinesischen Ulmen, obwohl es sich um dieselbe Art handelt. Die Rinde ist feiner als die Varietät ‚Suberosa’, sie ist viel härter und fällt nicht ab. Der Baum wächst aber nicht besonders stark, die Äste hängen eher herab.
Wichtig für den Bonsaifreund ist die Winterhärte. Da gibt es, je nach Herkunft enorme Unterschiede. Leider weiß man das bei einer importierten Pflanze nie so genau. Das Ausprobieren kann gefährlich werden.

Eigenschaften:
Eignung als Bonsai: Es ist der am häufigsten verwendete Laubbaum und auch einer der besten. Chinesische Ulmen sehen zu allen Jahreszeiten gut aus. Im Sommer wirken sie durch ihr kleines Laub, aber im Winter sehen sie mit der filigranen Verästelung am besten aus. Die Ulme treibe verlässlich nach dem Rückschnitt wieder mit feinerer Verästelung aus. Es ist möglich, innerhalb von wenigen Jahren einen hervorragenden Bonsai zu gestalten.

Wasser:
Die chinesische Ulme möchte eher frischen bis feuchten Boden haben. Im Verbreitungsgebiet wird der Boden periodisch feucht. Kurzzeitige Bodentrockenheit wird vertragen. Man sollte trotzdem regelmäßig gießen, so dass der Boden nie ganz austrocknet.
Die chinesische Ulme benötigt mehr Wasser als die meisten anderen Baumarten. Es ist besonders schwierig, Ulmen in sehr kleinen Behältern immer feucht zu halten. In Japan gießt man im Sommer mehrmals am Tage. Auch im Winter, ohne Blätter brauchen Chinesische Ulmen immer wieder eine Wassergabe.

Licht:
Die Chinesische Ulme verträgt volle Sonne bis Lichtschatten. Sehr kleine Schalen dürfen nicht der vollen Sonne ausgesetzt werden, sonst trocknet das Substrat zu rasch aus.

Umpflanzen:
Die Ulme wird jedes Jahr oder alle zwei Jahre umgetopft, solange sie in der Entwicklung ist. Etablierte Bäume können auch bis zu 3 Jahren in derselben Erde stehen. Man kann ab Ende März mit dem Umtopfen beginnen. Am besten wird es Anfang April durchgeführt, aber auch noch gegen Ende April ist es möglich. Der Zeitpunkt hängt stark von der Art der Überwinterung ab. Ulmen, die warm überwintert werden, verlieren ihre Blätter nicht. Sie können trotzdem im Frühjahr mit einem starken Rückschnitt der Krone und der Wurzeln umgetopft werden. Die Wurzeln sind steif und sollten nur mit scharfen Scheren geschnitten werden. Die Ulme verträgt es, wenn man fast die gesamte Erde entfernt.
Ulmen brauchen viel Wasser. Deshalb ist es problematisch, sie in kleine Behälter zu setzten. Gerade die Zwergformen mit winzigen Blättern eigenen sich sehr gut für Shohins und auch Mame. Aber die Bäume vertrocknen oft, weil sie in den zu kleinen Behältern im Sommer mehrmals am Tage gegossen erden müssen.

Boden:
Der Boden sollte mäßig nährstoffreich, schwach sauer bis schwach alkalisch, sandig-lehmig bis lehmig sein. Am besten verwendet man eine Mischung aus 40 % organischen Stoffen, 20 5 Torf und 40 5 groben Sand oder Akadama. Ulmen in der Entwicklung sollten in grobem, durchlässigen Boden gehalten werden. Wenn es nur mehr um die Verbesserung der Verästelung geht, sollte eher feine Erde verwendet werden.

Beschaffung:
Die chinesische Ulme gehört unbedingt zum Standardsortiment des Bonsaihandels. In allen Größen und Preislagen, vor allem auch sehr preiswert kann man die Ulme erwerben. Sie wird in Massen produziert. Wer sehr anspruchsvoll ist, der wird jedoch Schwierigkeiten haben, ein wirklich gutes Exemplar zu finden. Bei der großen Auswahl kann man sich schon einen Baum mit sehr gutem Wurzelansatz schöner Stammführung aussuchen. Die Verjüngung sollte gut sein und nicht abrupt in die Spitze übergehen. Der Rest der Krone kann noch nachträglich aufgebaut werden. Manchmal findet man Exemplare, die einmal sehr gut waren, aber lange vernachlässigt wurden. Sie haben sehr lange Äste, die erst in der Spitze belaubt sind. Daraus kann man recht einfach wieder einen Solitär machen, indem man den Baum gut pflegt und die Äste mutig schrittweise stark zurückschneidet.
Wenn man die Wahl hat, sollte man eine Ulme nehmen, die eine grobe, charaktervolle Borke hat. Sie wirkt schon bei sehr jungen Bäumen gut.
In Baumschulen kann man die chinesische Ulme im Westen nicht finden.
Es ist sehr einfach, eine Ulme als Steckling zu vermehren. Man schneidet die Stecklinge am besten von März bis Juni. Auch Wurzelstecklinge gehen verlässlich an. Professionelle Gärtner arbeiten meistens mit Wurzelstecklingen. Beim Umtopfen fallen ein Menge abgeschnittener Wurzeln an, die fast alle anwachsen, wenn man sie in vorbereitete Pflanzgefäße steckt und mäßig feucht hält.
In mildem Klima kann man Chinesische Ulmen auch im Feld ziehen. Besonders die Sorten mit korkiger Rinde sind im Feld meist winterhart. Sie wachsen mit enormer Geschwindigkeit und können mehrmals im Sommer zurückgeschnitten werden. Die Wurzeln entwickeln sich viel stärker als bei anderen Arten. Die Ulmen müssen alle zwei Jahre mit einem sehr starken Wurzelschnitt umgeschult werden. Die abgeschnittenen dicken Wurzeln eigenen sich sehr gut als Wurzelstecklinge. Sie werden in Stücke zu je 3 cm Länge geteilt und einfach in große Anzuchtschalen gesteckt.

Beschneiden:
Die chinesische Ulme reagiert hervorragend auf jede Art von Schnitt. Sie kann in einem Sommer durch regelmäßigen Rückschnitt soviel Neuaustrieb wie normalerweise in drei Jahren bekommen. Wenn der Baum erst einmal in Form gebracht ist, wird er regelmäßig wie eine Hecke zurückgeschnitten. Man kann aber auch die Zweige einzeln bis auf zwei Blätter zurückschneiden. Dann entstehen daraus wieder zwei Neutriebe. Wenn man des mehrmals macht, dann wirkt diese Verdoppelung wie eine geometrische Reihe und führt zu sehr feiner und dichter Verzweigung. Manchmal muss man dann das Astwerk auslichten, wenn es allzu dicht geworden ist. Besonders in der Spitze nimmt man mehr weg, als an den unteren Ästen. Im Spätwinter, wenn die Aststruktur gut sichtbar ist und die neuen Knospen bereits erkennbar sind, wird die Krone ausgeputzt. Mit einer sehr feinen Schere werden die vielen kleinen dürren Ästchen herausgeschnitten. Auch die unzähligen kurzen braunen Stummel kann man jetzt bis ganz knapp an das lebende Holz zurücknehmen.
Die chinesische Ulme ist stark apikal dominant. Es ist daher immer notwendig, den Baum in der Wipfelregion besonders stark zu schneiden und auszulichten. Im unteren Bereich der Krone dagegen lässt man den Neuzuwachs länger stehen.
Die chinesische Ulme verträgt einen Blattsschnitt. Allerdings muss man sich wohl überlegen, ob er überhaupt sinnvoll ist. Die feine Verzweigung und die kleinen Blätter kommen von selbst durch ständigen Rückschnitt.
Gestalten: Die Ulmen lassen sich leicht gestalten. Gearbeitet wird vornehmlich mit der Schere. Aber sie vertragen auch das Drahten gut. Besonders diesjährige Äste, die gerade beginnen, sich zu verhärten, sind für die Drahtung geeignet. Die Ulme wächst sehr rasch, deshalb wächst auch der Draht schnell ein. Man muss deshalb den Draht abnehmen, wenn die neue Form noch nicht akzeptiert ist. Dann muss eben noch einmal Draht angelegt werden; diesmal in die andre Richtung. Bei älteren Ästen ist Vorsicht geboten. Sie brechen leicht, wenn sie stark gebogen werden. Man kann aber gut mit Zugdrähten arbeiten. Es dauert allerdings sehr lange, bis zu mehreren Jahren, bis ein dicker Ast die neue Position annimmt. Die Chinesische Ulme wird vornehmlich im Frei Aufrechten Stil gezogen.
Wenn eine chinesische Ulme sehr lange gestaltet wurde, sind die Äste oft recht lange und im Inneren der Krone kommen durch Lichtmangel keine Triebe mehr hoch. Dann ist es Zeit, den Baum völlig neu zu überarbeiten. Man schneidet dann ganz kräftig ins alte Holz. Äste, die zu dick geworden sind, werden bis an den Stamm zurückgeschnitten. Man kann durchaus, falls es notwendig ist, sämtliche Äste abschneiden und die Gestaltung mit einem dicken Stamm völlig von vorne beginnen.

Düngen:
Die Chinesische Ulme wird während der gesamten aktiven Periode gut gedüngt. In Mitteleuropa geschieht das von Ende März bis Ende Oktober. Sie verträgt sowohl anorganischen als auch organischen Dünger. Man kann durchgehend düngen; im Sommer wird keine Pause eingelegt. Ulmen reagieren manchmal auf Düngung mit Blattabwurf. Das ist zwar ein Zeichen dafür, dass die Düngung etwas zu radikal war, aber kaum schlimm. Die neuen Blätter erscheinen bald wieder.

Standort:
Kurzzeitige Lufttrockenheit wird vertragen.

Winterhärte:
Die Winterhärte ist gering (Zone 6b). sie ist spätfrostgefährdet. Je nach Herkunft, können Chinesische Ulmen auch recht winterhart sein. Die große Masse stammt aus subtropischen Gebieten und wird sogar als Indoor-Bonsai verkauft. Solche aus nördlichen und gebirgigen Herkünften können im Winter sogar im freien stehen bleiben. Jedenfalls vertragen alle Herkünfte Temperaturen bis zum Gefrierpunkt, die meisten auch wenn es einige Tage noch kälter wird, solange sie sich langsam im Herbst darauf vorbereiten konnten. Der Bonsaifreund kann aber damit nicht viel anfangen, wenn er die Herkunft nicht kennt. Man kann davon ausgehen, dass sehr preiswerte Bäume zu fast 100 % aus subtropischen Gegenden stammen. Es handelt sich dabei fast ausnahmslos um Varietäten mit glatter, abblätternder Rinde. Ulmen, die bis in den Spätherbst im Freiland gehalten werden, werfen meistens ihre Blätter ab. Es ist aber auch nicht schlimm, wenn sie es nicht tun. Ulmen mit korkiger Rinde, wie sie vornehmlich in Japan gepflegt werden, sind meist wesentlich härter als solche mit glatter Rinde.

Krankheiten:
Die Chinesische Ulme wirft gerne die Blätter ab, wenn ihr irgend etwas nicht behagt. Das ist ihr Ausdruck von Beleidigtsein. In den meisten Fällen erscheinen aber bald neue. So reagieren sie auch meist auf systemische Insektizide und Fungizide, die man oft benötigt um Läuse, Milben und Pilze zu bekämpfen. Besonders während der eher trockenen Überwinterung in geschlossenen Räumen tauchen unweigerlich Spinnmilben auf. Auch Mehltau und häufig Rußmehltau plagen die Ulme.
Einige kleinblättrige Varietäten sind etwas empfindlicher als die robuste Naturform. Sie sollten, vor allem im Winter nicht zu nass stehen, weil sie sonst im Wurzelbereich von Pilzen befallen werden. Dies betrifft besonders die Varietäten mit Korkrinde.
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Zwergform der chinesischen Ulme, die Rinde ist borkig, was meistens darauf hinweist, dass der Baum recht winterhart ist
Zwergform der chinesischen Ulme, die Rinde ist borkig, was meistens darauf hinweist, dass der Baum recht winterhart ist
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Walter Pall
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Chinessiche Ulme aus Südchina

Beitrag von Walter Pall »

Chinessiche Ulme aus Südchina mit eher glatter Rinde. Der Baum wird trotzdem seit vielen Jahren im kalten Glashaus bei Temperaturen bis -8°C gehalten.
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