Erstbehandlung von Baumarktbonsai

Fachbeiträge über Pflanzen, Bonsai und ihre Pflege.
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Thomas
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Erstbehandlung von Baumarktbonsai

Beitrag von Thomas »

Der durchschnittliche Baumarktbonsai, gleich ob Indoor oder Outdoor, steht in meist
unpassenden Schalen, in Substrat , welches fast immer noch die Erde darstellt ,
in der er im Feld kultiviert wurde, ist nicht fachgerecht eingetopft (keine Drainage,
Abdecknetze , Baumfixierung und ist nicht selten überständig, d.h. er ist über Jahre nicht getopft worden. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Erster Schritt ist darum ein fachgerechtes Eintopfen.

Material/Werkzeug
- Knospenzange oder Konkavzange
- Bonsaischere
- Wurzelschneidkralle
- Drahtschneider
- Kleine Kombizange
- scharfes Gartenmesser
- Essstäbchen
- Bindedraht plastgemantelt
- Bonsaidraht
- Abdecknetze (zerschnittener Teichpflanzkorb)
- Bonsaischale oder Kulturgefäß
- Drucksprüher , Gartenschlauch
- Substrat (Lava oder Blähton oder -schiefer, Akadama, Torf oder Kokossubstrat)

Hier ein Beispiel eines Bonsai, den ich für einen Bekannten umtopfen sollte.
Die Chinaulme ist ca 10 Jahre in deren Besitz und in der Zeit nicht getopft, kaum gedüngt
und nur sporadisch geschnitten worden.
Es spricht für die Vitalität der Art, dass er das überlebt hat.

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Das Substrat, eine steinharte Lehmpampe.

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Zuerst mit der Schneidkralle Lehm und Wurzeln ringsum vom Schalenrand trennen
bis sich der Ballen leicht aus der Schale löst.

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Von unten wird ein Brett aus trocknem Lehm und trocknen Wurzeln sichtbar.
Obwohl im Vorfeld gegossen wurde, war nichts davon bis zum Schalenboden vorgedrungen

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Vom Stamm beginnend das Oberflächensubstrat abtragen.
Mit der Schneidkralle zwischen den Wurzeln Subsrat abtragen und dabei quer verlaufende Wurzeln durchtrennen.

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Von unten im Bereich des Stammfußes Substrat und Wurzeln abtragen.

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Zwischendurch immer mit Drucksprüher oder Gartenschlauch altes Substrat ausspühlen bis das alte Substrat vollständig entfernt ist.

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In dem Falle kam der Baum in die gleiche Schale, welche ausgewaschen und vorbereitet
wurde (Drainagenetze, ausreichend Baumfixierungsdrähte).

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Substrat wir eingebraucht (Blähton, Akadama, Kokos, 2:1:1)

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Es wird ein Substrathügel aufgeschüttet in den der Wurzelballen ein gedrückt wird.

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Die Befestigungsdrähte werden fest verzurrt und anschließend Substrat aufgefüllt.

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Mit einem Essstäbchen o.ä. wird das Substrat sorgfältig in das Wurzelwerk eingearbeitet.

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Auf die Oberfläche kam hier für die Optik feines Akadama.
Angießen, Befestigungsdrähte von unten mit Zange straffen, fertig.

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Jetzt noch ein Rückschnitt und fertig ist der röhrende Hirsch
(Mir muss er nicht gefallen und die Form ist ein anderes Thema).

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Thomas
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Re: Erstbehandlung von Baumarktbonsai

Beitrag von Thomas »

Das gleiche Bild bei diesem Fächerahorn, nie getopft, keine Baumfixierung und
Abdecknetze und Substrat vom Feld in dem Falle aber glücklicherweise kein Lehm ,
sondern Humus, was die Arbeit etwas erleichterte.

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Am Schalenboden eine feste Wurzelmasse.

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Gleiches Vorgehen:
Von oben Substrat abtragen....

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... von unten mit der Schneidkralle sich bis zum Baumfuß vorarbeiten.

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Dabei Wurzeln wegschneiden und zwischendurch Substrat mit Wasserstrahl ausspühlen.

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Dicke nach unten vom Baumgrund abgehende Wurzeln entfernen.

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Wechselsetig von oben und unten arbeiten bis alles an altem Substrat enfernt ist
und die Wurzeln vollig freigelegt sind.

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Von unten sieht das im Ergebnis dann so aus,...

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... von oben so.
Wa man sehen kann ist fast der Idealzustand einer gleichmäßigen Bewutzlung
um den Stamm herum.

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Dann eintopfen wie im vorherige Beitrag gesehen, angießen , fertig.

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Thomas
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Re: Erstbehandlung von Baumarktbonsai / Wundbehandlung

Beitrag von Thomas »

Dritter Fall, ähnliches Bild: Chinaulme 80 cm hoch noch nie umgetopft, gefühlte 20 Jahre
in dem jetzt betonartigen Substrat kein regelmäßiger Schnitt, völlig aus der Form gewachsen.
Auf der Rückseite zwei größe unbehandelte Schnittstellen.

Um die Wundversorgung geht es hier

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Zwei unbehandelt Schnittstellen mit morschem Holz, die so nie mehr verheilen.
Das Holz wird weiter faulen , der Baum an den Stellen auf Dauer hohl.
Es entsteht ein Hort von Fäulnis im Innern des Baumes.

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Das morsche Holz wird mit dem Fräser abgetragen.

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Jetzt kommt der hier zum Einsatz

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Den Blitzzement erst etwas flüssiger anrühren, die gänze Holzfläche benetzen und die Spalten füllen...

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... dann die etwas dicker eingerührte Masse auf der Fläche verteilen, glätten
und aushärten lassen.

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Die Wundränder mit einer Bürste reinigen und mit einem Messer anritzen, um
Kallusbildung und den Wundrändern anzuregen.

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Mit Bonsaiknete abdecken (alternativ Aluklebefolie)

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Operation beendet! Jetzt jährlich neu anritzen und abdecken bis die Wunde kplt.
verschlossen ist.

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Der Baum wurde noch gedrahtet und natürlich steht jetzt noch das Umtopfen an.
Da die Schale einen Riss hat, muss eine neue Schale her.

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