Frage zu Kriecherl-Steckling gestaltung

Euer BONSAI ART Forum.
Alles rund um Gestaltung, Pflege und allgemeine Fragen zu Bonsai.
Antworten
Stefan B.
neu im BONSAI ART Forum
Beiträge: 3
Registriert: 26.05.2016, 10:50

Frage zu Kriecherl-Steckling gestaltung

Beitrag von Stefan B. »

Hallo,

Ich bin Bonsai Anfänger und habe kürzlich einen Kriecherl-Steckling (lt. Wikipedia Prunus domestica subsp. insititia) aus dem letzten Jahr geschenkt bekommen. Mir wurde angeraten, ihn dieses Jahr nicht allzu stark zu bearbeiten und ihn einfach mal wachsen zu lassen. Das kleine Bäumchen ist mittlerweile doppelt so groß (50cm) und auch der Stamm hat schon ein wenig an Dicke zugenommen (8mm an der Basis). Siehe Fotos. Bisher habe ich lediglich einen 50cm langen Trieb, der direkt von der Basis kam, am stärksten wuchs und wie ein Doppelstamm aussah entfernt.

Da das mein erster Steckling ist, bin ich mir hinsichtlich der Gestaltung ein wenig unsicher. Am Ende jedenfalls möchte ich, dass der Bonsai 40-50cm hoch ist und die Besenform als Grundstilart hat (habe vor dem Haus einen solchen Baum stehen; siehe Foto).

Frage 1: Wie stark soll ich den Terminaltrieb regelmäßig kürzen, um am Ende die gewünschte Dicke zu erhalten?
Ich dachte mir ich kürze ihn auf 1-2 Internodien zurück sobald der Trieb in etwa 5mm dick ist und drahte ihn anschließend hoch.

Frage 2: Der derzeitige Stamm ist nicht ganz gerade und wird durch das hochdrahten auch bestimmt nie ganz gerade sein. Könnt ihr mir Tipps geben, um den Stamm so gerade wie möglich zu halten?

Frage 3: Das Bäumchen hat derzeit zahlreiche Seitenäste, die am Ende irgendwann mal weg müssen, damit das erste Drittel frei von Ästen ist. Wie lange würdet ihr die stehen lassen? Ich dachte mir, es wäre vielleicht gut, die unteren Seitenäste so bald wie möglich zu entfernen (sobald oben genug Äste da sind), damit das erste Drittel des Stammes möglichst gleichmäßig wächst.

Vielen Dank und liebe Grüße

Stefan
Dateianhänge
Beispiel Baum Äste
Beispiel Baum Äste
DSC_0051.JPG (556.14 KiB) 2859 mal betrachtet
Beispiel Baum
Beispiel Baum
DSC_0050.JPG (333.98 KiB) 2859 mal betrachtet
Kriecherl Stamm
Kriecherl Stamm
DSC_0048 1.JPG (274.8 KiB) 2859 mal betrachtet
Kriecherl
Kriecherl
DSC_0047 1.JPG (272.82 KiB) 2859 mal betrachtet
Benutzeravatar
Thomas
Forum Spezialist
Beiträge: 9277
Registriert: 21.05.2004, 22:00
Wohnort: Pirna
Kontaktdaten:

Re: Frage zu Kriecherl-Steckling gestaltung

Beitrag von Thomas »

Hallo,
na da hast Du Dir ja was vorgenommen.
Vorab folgendes:
Die Wahrscheinlichkeit, dass aus einem solchen Steckling ein Baum annähernd nach Deinen Vorstellungen wird , schätze ich als äußerst gering ein.
Wenn Du 5 -10 solcher Stecklinge hättest , würden da evtl. 1-2 diesen Ansprüchen genügen.
Als Zeitrahmen für Dein Projekt, kannst Du 15- 20 Jahre veranschlagen.

Erstes Ziel wäre ein dickerer Stamm.
Da sind die unteren Äste ganz wichtig, also gerade im unteren Drittel.
Irgendwann kommen die Äste dann Weg, wie auch alle gegenwärteigen Äste nicht die Äste sein werden, die in 10- 15 Jahren mal das Astgerüst des Baumes bilden.
Jetzt also Äste zu drahten, macht kaum Sinn.
Das Prinzip ist wachsen lassen und radikal rückschneiden im Wechsel.
Werden Äste v.a. im Kronenbereich zu dick, werden sie kplt. an der Basis entfernt.

Den Mitteltrieb würde ich also z.B. sofort entfernen.
Dateianhänge
TPDSC_0048 1.JPG
TPDSC_0048 1.JPG (176.95 KiB) 2842 mal betrachtet
Stefan B.
neu im BONSAI ART Forum
Beiträge: 3
Registriert: 26.05.2016, 10:50

Re: Frage zu Kriecherl-Steckling gestaltung

Beitrag von Stefan B. »

Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung und ausführliche Erklärung! :D

Was ich nicht ganz verstehe: Warum würdest du den Mitteltrieb (teilweise schon verholzt) komplett entfernen? Bis zu deiner roten Linie ist der Baum nur wenige Zentimeter hoch. Der Stamm soll letztendlich etwa doppelt so lang werden.

Wenn ich die Seitenäste wachsen lasse und im Wechsel wieder rückkürze, wie stark verjüngt sich dann der Stamm? (ich dachte bei, einer Besenform muss ein annähernd gleichmäßiger Stamm bis zu den ersten Ästen sein) (siehe Foto). Oder ist mir da ein Denkfehler unterlaufen?
Bis auf wie viele Internodien würdest du die Seitenäste immer zurückkürzen und wann würdest du den gesamten Ast wegnehmen, damit er keine zu großen Narben hinterlässt?

Liebe Grüße
Stefan
Dateianhänge
Äste.jpg
Äste.jpg (33.07 KiB) 2822 mal betrachtet
Benutzeravatar
Thomas
Forum Spezialist
Beiträge: 9277
Registriert: 21.05.2004, 22:00
Wohnort: Pirna
Kontaktdaten:

Re: Frage zu Kriecherl-Steckling gestaltung

Beitrag von Thomas »

Der Stamm muss sich gleichmäßig von unten her verdicken.
Lsst Du oben die dicken Äste dran, kann es passieren, der Stamm bekommt sogar eine negative Verjüngung.
Wie schon gesagt, es ist sehr unwahrscheinlich, dass Du aus einem einzelnen Baum eine mustergültige Besenform hinbekommst.
Als Laie in Sachen Baumschule kann man froh sein, wenn da überhaupt was brauchbares rauskommt.

So einen Baum pflanzt man ins Feld und bearbeitet ihn die ersten Jahre nach der Heckenschnitmethode, also im Wechsel durchtreiben lassen und Rückschnitt.
Alle 3-4 Jahre wird er umgestochen und dabei der Wurzelbereich bearbeitet.
Nach 3-4 solchen Zyklen ist er dann soweit, dass man sich dem Astgerüst widmet.
Dazu gibt es auch einen Artikel unten in den Fachbeiträgen.

Da geht es erst mal nur um Zuwachs, um die Äste muss man sich da noch nicht so einen Kopf zu machen.
Die großen Äste nimmt man weg, denn kleinere vorhanden sind, welche diese ersetzen können
Antworten