Mein erster Yamadori (Sommerlinde)

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Tropenfreak
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Mein erster Yamadori (Sommerlinde)

Beitrag von Tropenfreak »

Hallo, Ich bins mal wieder, Roland

Nach meinem wie ich inzwischen selber weiß überstürzten Eintritt in die Welt der Bonsaigestalter und meinem kläglichen ersten Versuch aus nem unschuldigen kleinen Apfelbäumchen nen Bonsai zu gestalten, Siehe hier: http://bonsaiart.101media.de/viewtopic.php?t=890 bin ich nun aber doch schon viel weiter gekommen (3 Bücher gelesen). (Das Bäumchen hab ich übrigens vom Draht befreit und ihm erstmal wieder die Freiheit im Garten geschenkt, damit es sich von meiner überstürzten Atacke erholen kann.)

Ich möchte euch nun meinen Sommerlinden Yamadori vorstellen, den ich vor ca. einem Monat ausgegraben habe.

Kurze Vorgeschichte zur Entstehung dieses Yamadori:

Einst stand in der Nähe einer alten Steinmauer ne Linde mit nem ordentlichen Stammdurchmesser von ca. 45 cm. Als sie mit ihren Wurzeln zunehmens die Stabilität der Mauer gefährdete wurde sie knapp oberhalb des Bodens umgestockt. Dieser Stumpf trieb nun neu aus. Über Jahre hinweg wurde der neue Austrieb immer wieder gestutzt, was sich natürlich sehr positiv auf sein Dickenwachstum auswirkte und ihm zu einem knorrigen Aussehen verhalf. Über die Jahre hinweg verfaulte der alte Stumpf komplett, lediglich ein kleiner morscher Rest war noch zu erkennen.


Beim Ausgraben musste ich 2 sehr dicke Pfahlwurzeln kappen, die wohl noch Überbleibsel des verfaulten Stumpfes waren.
Die Triebe des letzten Jahres waren ca 1,5 cm dich und einen Meter lang. Ich entschied mich jedoch dafür die Krone aus den feinen Austrieben neu aufzubauen und entfernte diese starken Triebe.
Auf den Bildern sieht man die von mir stehengelassenen Triebe. Ich habe bereits versucht beim Schnitt die spätere Form des Bonsai zu beachten. Die von mir gewünschte Krone in Form eines schiefen Dreiecks ist bereits sehr gut zu erkennen.

Obwohl da noch einiges an Arbeit zu investieren ist finde ich der Baum hat großes Potential. Was meint ihr denn dazu? Mich würden eure Meinungen und eventuellen Vorschläge brennend interessieren.

PS: Bitte entschuldigt den schlechten Kontrast des Bildes. Ich hatte keinen Fotokarton der groß genug war ihn als Hintergrund zu nehmen. Die Triebe an der Basis möchte ich auch noch kappen. Ging aus Zeitgründen noch nicht.

lg Roland aus dem inzwischen warmen und ergrünten Lavantal/Kärnten/Österreich
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Beitrag von Tropenfreak »

Hier nochmal ein weiteres Bild
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Beitrag von Tropenfreak »

und noch eins
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

ja, das ist schon ein anderes Kaliber als der Apfelbaum, aber einige Jährchen braucht es schon, um eine harmonische Aststruktur aufzubauen.
Was ich rel. schnell in Angriff nehmen würde, ist eine Wundversorgung. Gerade an der Stammspitze dürfte es nicht ganz unkompliziert werden, die Löcher zu schließen.

Viel Glück!
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Tropenfreak
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Beitrag von Tropenfreak »

Hallo Thomas.

Danke erstmals für deine Antwort.

Die von mir verursachten Wunden habe ich natürlich sofort versorgt, also mit LAC BALSAM versiegelt. Die tiefen Wunden die du vermutlich meinst sind durch sehr unsanften Rückschnitt des zuständigen Gärtners entstanden. Da der Baum allerdings schon sehr alt ist, diese Narben also bereits teilweise von Gewebe überwallt sind, bzw. teilweise sogar das Holz zu morschen beginnt und sich dadurch tiefe Wunden gebildet haben, habe ich nicht mehr vor diese weiter zu behandeln. Man sieht an diesen Wunden nur mehr leicht, dass sie künslichen Ursprung haben. Vielmehr könnten diese Verletzungen auch natürlich, durch abgerissene Zweige während eines Gewittersturmes entstanden sein, wie es ja auch tatsöchlich teilweise der Fall ist). Meiner Meinung nach verleiht gerade dass dem Baum Charakter. Sicherlich werde ich da und dort noch etwas nacharbeiten, aber im großen und Ganzen bin ich mit dem Hauptstamm schon sehr zufrieden.

Das Astgerüst muss ich natürlich noch ein paar Jährchen in die Mangel nehmen, das hab ich auch gleich angedeutet.

Ich mach nochmal ne Nahaufnahme von der Spitze, dann siehst du nochmal genau wies da aussieht. Wenn du Zeit und Lust hast kannst ja dann nochmal was dazu sagen, würd mich sehr freuen.

lg Roland
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Cell
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Beitrag von Cell »

Hallo Roland,

ich hab gelesen das du dich nun ein bisschen kundig gemacht hast über Bonsai ich hoffe du weißt nun warum wir deine Drahtarbeiten auch so kritisiert haben, nun gut das mit der Linde hast du ja auch schon ganz gut hin bekommen der neue Astaufbau ist vorgegeben nun brauchst du nur noch ein wenig warten (ein paar Jahre^^) :wink:

So nun hätte ich aber mal ne frage! Du bezeichnest ihn als Yamadori dabei ist es ja kein richtiger Yamadori (jap.=Berg Weg Pflanze ) Da du ihn ja nicht in der freien Natur,im Wald, gefunden hast? Oder? Und den Namen Yamadori für ne Gartenpflanze oder Baumschulpflanze finde ich ein wenig dreißt. (Is jetzt nich böse gemeint nur allgemein)
Denn bei einen Yamadori geht man ja davon aus das er schon sein ganzes Leben in der freien Natur steht und noch nie vom Menschen beeinflußt wurde, außer ein Wanderer is mal drüber gelatscht als es noch ne Jungpflanze war....Oder was meinst du dazu?

Mfg.CeLL
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Tropenfreak
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Beitrag von Tropenfreak »

Cell hat geschrieben:Hallo Roland,

So nun hätte ich aber mal ne frage! Du bezeichnest ihn als Yamadori dabei ist es ja kein richtiger Yamadori (jap.=Berg Weg Pflanze ) Da du ihn ja nicht in der freien Natur,im Wald, gefunden hast? Oder? Mfg.CeLL


Also, vielleicht hab ich mich da etwas undeutlich ausgedrückt. Die Mutterpflanze wuchs in einem kleinen Wäldchen direkt neben einer uralten Steinmauer, die zu Ritterszeiten Teil der Burgbefestigung war und somit unter Demkmalschutz steht. Als der Baum zu kräftig wurde und bereits die Mauer beschädigte wurde er umgestockt. Aus diesem Stumpf der stehenblieb trieb mein " Yamadori". Später verrottete der alte Stumpf, bis nur noch mein Bäumchen alleine zurückblieb. Wenn du bei meinem Bild der Stammbasis genau hinguckst kannst du noch einen Teil des alten Stammes (rechts) erkennen, der noch erhalten blieb. Als der Stamm eine Stärke von ca. 60mm erreicht hatte wurde das Bäumchen ziemlich unsanft von Jugendlichen in ca. 45 cm Höhe abgebrochen, weshalb er auch diese Vernarbungen an der Spitze aufweist. In den darauffolgenden Jahren wurden immer mal wieder von Tieren oder auch Spaziergängern (weiß ich nicht genau) Zweige und neue Triebe mit roher Gewalt abgerissen (nicht geschnitten oder gezwickt).
Meiner Meinung nach kann man dieses Bäumchen daher ohne weiteres als Yamadori bezeichnen, oder was meinst du dazu?

lg Roland
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Cell
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Beitrag von Cell »

Ja nun gut Wäldchen und Burgmauer klingt einleuchtend, ja also ich hatte es nämlich nur als Mauer verstanden...Aber ok dann kann man das Yamadori nennen...

Mfg.CeLL
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

Na ja, das ist nun aber wirklich Wortklauberei.
Mit Yamadori wird im allgemeinen Sprachgebrauch in der Natur gesammeltes Material bezeichnet. Nur wo ist in Deutschland außer den Hochgebirgen noch echte Natur. Es werden oft noch Zusatzbezeichnungen angehängt wie Garten-, Hecken-, Straßenrand-Yamadori, was dann die Sache näher erläutert. Bei Lichte gesehen wäre das auch eine Verballhornung der Sache, ist aber üblich im Szenejargon.
Cell
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Beitrag von Cell »

.... ASo ja nun gut wusste ich net aber genau das wollte ich auch mit meiner Frage ansprechen ob man das dann noch so bedenken los als Yamadori bezeichnen kann wenn da schon Menschen vorher den Baum abgesägt haben etc...

Mfg.CeLL
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donaurieder
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Beitrag von donaurieder »

Hi Cell.

Ob Großstadt-, Hinterhof-, Vorgarten-, Terassen-, oder links vom Plumpsklogefundener-Yamadori :?:

Bäume zu suchen und zu finden macht Spaß !
Man ist beschäftigt und findet darüber kaum noch Zeit den Schulmeister zu geben :wink:

Grüße aus dem Donauried
Hermann.
morisson
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Beitrag von morisson »

Man, ich würde auch mal gern so ein riesen-teil von yamdori finden. Aber wie bekommt ihr solche oschis denn raus.
Habe da ne frage. Habe im örtlichen Industriegebiet einen tollen Birken-Yamadori gefunden, der sich nicht gerade den besten Platz gesucht hat, um dort zu treiben.Die Wurzeln stecken quasi zwischen Gehweg und einer an den Gehweg grenzenden mauer. Im Spalt dazwischen. Die Birke ist ca. 50cm hoch und weißt eine Stammstärke von ca. 1 cm auf.
Meine Frage: Wie krieg ich den da lebendig raus?


Danke!!!!
mfg
phil
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Thomas
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Beitrag von Thomas »

morisson hat geschrieben:Meine Frage: Wie krieg ich den da lebendig raus?

Wegen einer 1 cm Birke würde ich keinen Gehweg aufreißen.
Birken gibt es überall.
Mitunter muß man sich leider damit abfinden, daß man aus verschiedendsten Gründen eben auch ganz tolle Bäume nicht ausgraben kann.
Es muß ja auch nicht ausgraben sein, auch in der Baumschule findet man "Oschies".
Bild
Bericht vom Umtopfen, was fast so anstrengend ist wie so ein Teil in der Natur auszugraben hier:
http://www.yamadori-bonsai.de/f/viewtopic.php?t=1692&highlight=mugo+umtopfen
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Lindwurm
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Beitrag von Lindwurm »

morisson hat geschrieben:Man, ich würde auch mal gern so ein riesen-teil von yamdori finden. Aber wie bekommt ihr solche oschis denn raus.



spaten, klappsäge und kraft in den armen :wink:


birken würd ich nicht ausgraben, die "nerven" eh nur was bonsai gestaltung angeht.
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Tropenfreak
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Beitrag von Tropenfreak »

Hallo morisson

Finden kannst du solche Yamadoris eigentlich überall. Du musst nur mit offenen Augen durchs Leben gehen. Es muss ja nicht immer was aus dem Hochgebirge sein. Wie Thomas bereits sagte findest du sehr gute Exemplare mitunter auch in Baumschulen od. Gartencentern.
Gute Chancen hast du auch wenn du mal Betonpflanzkübel in der Nachbarschaft genauer unter die Lupe nimmst. Auch Schottergruben, Friedhofsmauern und andere alte Gemäuer sind immer ein heißer Tipp. Vor kurzen habe ich in einem Buchenhain eine tolle Eiche mit super Stammkrümmung gefunden und natürlich gleich ausgegraben. Die Eiche wurde Opfer eines vom Gewitter abgerissenen Astes einer nahen Buche, der vor einigen Jahren den Hauptstamm abschlug. Der Hauptstamm ist nun 25 cm hoch und hat an der Basis einen Durchmesser von 4,5 cm. Den übriggeblibenen Stumpf möchte ich nun als Yin gestalten und aus den übrigen Ästen forme ich meine neue Krone.
Die Birke lohnt sich nicht wenn du mich fragst. Wenn schon ein Yamadori, dann schau doch mal an den vorgeschlagenen Plätzen vorbei, sicherlich wirst du da einen interessanten Baum finden, der einen halbwegsen Stammdurchmesser hat und der es wert ist ausgebuddelt zu werden.

Übrigens: Wenn du wirklich Yamadoris ausgraben willst sind Spaten, kleine Schaufel, Klappsäge, Baumschere eine Pflichtausstattung. Einfach mit roher Gewalt geht da nichts.

Unten noch ein Bild wie ich mir meine Eiche erträumt habe. Ein aktuelles Bild des Rohlings habe ich im Moment leider nicht, ich stells aber demnächst online. Die Qualität ist leider schlecht, ging momentan leider nicht anders. Das Bild sollte ja auch nur ein Ansatz sein nach was du suchen sollst.

lg Roland
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