Pendeln und trotzdem Bonsai halten? -lang-

Hier findet Ihr Beiträge speziell für Bonsai-Neulinge und Zimmerbonsai.
Antworten
Wolle
neu im BONSAI ART Forum
Beiträge: 2
Registriert: 11.10.2006, 17:35
Wohnort: Dresden

Pendeln und trotzdem Bonsai halten? -lang-

Beitrag von Wolle »

Servus allerseits!

Eins vorneweg: ja, ich habe die Suchfunktion benutzt und auch diverse Themen von neu bis alt in diesem Forum und auch anderswo (größtenteils empfehlenden Links folgend) gelesen. Sicherlich nicht genug, denn das hat man wohl nie.
(BTW: Da Thomas das wohl auch lesen wird, möchte ich anmerken, dass ich seine Seite zwar höchst informativ finde, man diese via Google aber nur schwer findet. Vielleicht ist das ja gewollt, ich kann es mir aufgrund der Zielgruppe aber nicht vorstellen)

Ich habe mich also schon ein wenig mit der Bonsai-Thematik befasst und bin mit einer Serissa auch schon schön auf die Nase gefallen. Ich kaufte sie letzten Dezember und hielt sie bis vor ein paar Wochen. Es gab Hochs und Tiefs, aber letztlich weiß ich, dass das nicht funktionieren konnte. Allerdings gelangte ich zu dieser Erkenntnis erst nach dem Kauf - nix Neues also.
Ach ja, dieses Buch hier "Bonsai für die Wohnung von Paul Lesniewicz" nenne ich auch mein Eigen.

Nun aber zum Thema. Es wird etwas ausführlicher, aber das ist der Preis dafür, dass ich nicht bloss eine "Hilfe xy-Frage" Stelle ;)

Einigen wird es grauen, aber es geht um Indoor-Bonsai. Ich habe ganz einfach keine andere Möglichkeit. Da die Umgebungsbedingungen ja allgemein und sicherlich zu recht als essentiell eingestuft werden, möchte ich darauf näher eingehen.

Ich bin leider Pendler, was heißt, dass ich zu Hause (Dresden) Montag morgen theoretisch (aber ungern) die letzte Möglicheit zum Gießen habe und erst Freitag spätabends wiederkomme. Das sind im Schnitt ca. 110 Stunden, die die Pflanze ohne mich auskommen müsste. In der anderen Wohnung (Chemnitz) residiere ich entsprechend von Montag spätnachmittag bis Freitag morgen, was die Allein-Zeit auf ca. 85 Stunden bringt. Beides anscheinend nicht sehr rosige Aussichten, oder?

Balkon, Garten oder grosses Fensterbrett (schon gar nicht mit Umzäunung) gibt es nicht, weder bei der einen, noch bei der anderen Wohnung. Allerdings ziehe ich bspw. die Möglichkeit der künstlichen Beleuchtung (mit Zeitschaltuhr) zumindestens bei mir zu Hause (also die 110h-Wohnung) in Betracht. In der anderen Wohnung möchte ich nicht allzuviel umbauen, da ich nur zur Zwischenmiete wohne. Was das Bewässern angeht, so müsste ich mir wohl auch Gedanken machen. Dazu aber später.

Zur 110h-Wohnung kann ich genaue Angaben machen, zur anderen mangels Erfahrung nicht. Das heißt, dass ich auch die 110h-Wohnung gerne für den/die Bonsai nutzen möchte. (Wofür auch die künstliche Beleuchtung und andere größere Einrichtungen sprechen würden).

Zur Verfügung steht eine ganze Regaletage (Augenhöhe) im dritten Stockwerk einer Einraumwohnung in einer Plattenbausiedlung, Fensterrichtung Nordost, Regal steht senkrecht dazu und wird morgens (je nach Jahreszeit bis mittags) von Osten aus ausgeleuchtet. Die Regaletage ist etwas über 30cm hoch und (mit etwas Platz zur Wand) ca. 35cm tief. Daraus ergibt sich die Frage, ob sich für die entstehenden Abstände zu den Pflanzen überhaupt geeignete Leuchtmittel finden (verbrennen sollen sie ja auch nicht)?

Im Plattenbau ist es erfahrungsgemäß sehr trocken (keine Messwerte vorhanden), weshalb ich wohl jede Menge (und wohl vor allem große) Verdunstungsschalen in das Regalfach stellen müsste. Ggf. im späteren Verlauf ausgeprägt als Unter-Untersetzer, erscheint das sinnvoll?

Bei mir wird wenig geheizt, d.h. im Sommer ergeben sich ca. 25°C bis hin zu 30°C (so ist das eben im Plattenbau), während im Winter ca. 17°C bis 19°C herrschen. Geschlafen wird generell bei angekipptem Fenster, was eine Nachtabsenkung mit sich bringen sollte (im Winter bis 12°C runter). Die Abstände zum Fenster (Mittelpunkt) sind ca. 2m bzw. 5m. Achtung: die Nachtabsenkung erfolgt natürlich nur, wenn ich auch zu Hause weile (also nicht in den 110 Stunden!).

Gießen...da wird es schwierig in Anbetracht der Abwesenheitszeit. Vielleicht mit großen, flachen Schalen als Verdunstungs- und Grundwasser gleichzeitig? Eventuell mit geeigneten Fäden und hochgestellten Schalen (gegen nasse Füße)?

Irgendwelche Ideen, speziell auf die Pflanzenwahl bezogen? Hat das Unterfangen unter diesen Bedingungen überhaupt Sinn? Einige werden vielleicht jetzt sagen, dass Indoor sowieso nie Sinn haben. Naja.

Prinzipiell bin ich auch nicht an irgendwelchen besonders raren und exotischen Pflanzen orientiert (nett wär's schon), sondern an den Möglichkeiten der Gestaltung. Ich würde mich jetzt spontan auf holzende Pflanzen orientieren, die in unseren Breiten auch generell als Zimmerpflanzen gehalten werden. So z.B. Hibiscus, evtl. Efeu (jaja, das Holzen dauert da ein klein wenig), evtl. Affenbrotbaum. Vielleicht ist auch ein Ficus einen Versuch wert, was meint ihr?

So denn, lang genug ist's geworden, ich hoffe, ich habe nichts essentielles vergessen. Für Rückfragen stehe ich natürlich zur Verfügung.

Ciao
Wolle
Benutzeravatar
Thomas
Forum Spezialist
Beiträge: 9277
Registriert: 21.05.2004, 22:00
Wohnort: Pirna
Kontaktdaten:

Beitrag von Thomas »

Hallo Wolle,
Deinen langen Ausführungen kann eigentlich nur eine ganz kurze ehrliche Antwort folgen.
Unter den Umständen macht es wenig Sinn Bonsai zu betreiben.
Einfach nur, um so ein Teil zu besitzen und im Regal sehen zu haben, und es mit hohen technischem Aufwand am Leben zu erhalten widerspricht meinem Verständnis von Bonsai.
Bonsai bedeutet für mich Gestaltung, Ausgangsmaterial ständig weiterzuentwickeln, Kreativität.
Bonsai erfordert auch ein Mindestmaß an Pflege und Zuwendung.

Was die Zimmerhaltung generell betrifft, so ist der direkte Platz am Fenster überhaupt nur der einzig mögliche Standort. Geht man weiter ins Zimmer nehmen die ohnehin bescheidenen Lichtverhältnisse exponentiell ab.
Die im Handel angebotenen Pflanzenlampen, kann man für die lichthungrigen in Frage kommenden Arten wie Ficus und Chin. Ulme vergessen. Falls du einen Belichtungsmesser hast, wirst du feststellen, daß damit bestenfalls Lichtwerte wie im Kernschatten draußen zu erzielen sind.
Da brauchtest Du schon UV-Strahler, wie sie etwa für Meeresaquarien Einsatz finden.
Wäre dann noch das Bewässerungsproblem.
Klar gibt es Bewässerungssysteme, aber das kann nur eine Überbrückungslösung sein, etwa wenn man mal im Urlaub ist.
Die Krux, kein Baum will ständig naß stehen.

Zu meiner HP: Die ist rein privat und wird nicht promotet. Für die welche sie kennen und das sind Freunde und Bekannte oder eben auch Leute hier aus dem Forum, eine gute Infoquelle. In diversen Bonsailinksammlungen ist sie gelistet.
Wolle
neu im BONSAI ART Forum
Beiträge: 2
Registriert: 11.10.2006, 17:35
Wohnort: Dresden

Beitrag von Wolle »

Servus!

Danke erstmal für deine Antwort.

Thomas hat geschrieben:Deinen langen Ausführungen kann eigentlich nur eine ganz kurze ehrliche Antwort folgen.
Unter den Umständen macht es wenig Sinn Bonsai zu betreiben.


Das habe ich erwartet.

Thomas hat geschrieben:Einfach nur, um so ein Teil zu besitzen und im Regal sehen zu haben, und es mit hohen technischem Aufwand am Leben zu erhalten widerspricht meinem Verständnis von Bonsai.


Hierin verkennst du mich. Mir ging es darum, einen gangbaren Weg zu finden.

Thomas hat geschrieben:Bonsai bedeutet für mich Gestaltung, Ausgangsmaterial ständig weiterzuentwickeln, Kreativität.
Bonsai erfordert auch ein Mindestmaß an Pflege und Zuwendung.


Was hälst du in diesem Zusammenhang vom "Umziehen mit Bonsai"? Da es (wenn, dann) 1-2 Stück sein sollten, müsste ich mir Gedanken über ein geeignetes Transportbehältnis machen.

Abgesehen davon müssten die beiden dann den Umzugstag über im Büro mit mir verbringen. Dort könnte ich natürlich keine extravaganten (will sagen: artgerechten) Maßnahmen treffen.

Alternativ müsste ich sie Montag vor der Arbeit (schlecht) oder Freitag nach der Arbeit (besser) jeweils absetzen/abholen. Hier frage ich mich, ob der Standortwechsel zu viel Stress bedeutet, ob sich eine Pflanze daran gewöhnen kann und was mit den kurzen Schockmomenten ist (Gang von Wohnung zum Auto auch im Winter, Auto muss erst warm werden...).

Thomas hat geschrieben:Was die Zimmerhaltung generell betrifft, so ist der direkte Platz am Fenster überhaupt nur der einzig mögliche Standort. Geht man weiter ins Zimmer nehmen die ohnehin bescheidenen Lichtverhältnisse exponentiell ab.


Dessen bin ich mir bewusst.

Thomas hat geschrieben:Die im Handel angebotenen Pflanzenlampen, kann man für die lichthungrigen in Frage kommenden Arten wie Ficus und Chin. Ulme vergessen. Falls du einen Belichtungsmesser hast, wirst du feststellen, daß damit bestenfalls Lichtwerte wie im Kernschatten draußen zu erzielen sind.
Da brauchtest Du schon UV-Strahler, wie sie etwa für Meeresaquarien Einsatz finden.


Bei Herrn L. und in anderen Quellen (Internet) habe ich ebenfalls die Nutzung von Aquarienlampen als Alternative gefunden. Einen Lichtmesser habe ich nicht.

Wie ich deinen Bildern entnehmen konnte, hälst du deine Bonsai im angrenzenden Garten, trotzdem die Frage, ob du dich evtl. schonmal mit besagter Art der Beleuchtung beschäftigt hast.

Thomas hat geschrieben:Wäre dann noch das Bewässerungsproblem.
Klar gibt es Bewässerungssysteme, aber das kann nur eine Überbrückungslösung sein, etwa wenn man mal im Urlaub ist.
Die Krux, kein Baum will ständig naß stehen.


Ja, dass ich hier eine Notlösung zur Dauerlösung gemacht hätte, ist mir auch aufgefallen.

Bei einem Umzug mit Pflanzen erübrigte sich das allerdings.

Vielleicht geht ja auf diesem Wege etwas.

Na denn
Ciao
Wolle

Thomas hat geschrieben:Zu meiner HP

Alles klar.
Benutzeravatar
Thomas
Forum Spezialist
Beiträge: 9277
Registriert: 21.05.2004, 22:00
Wohnort: Pirna
Kontaktdaten:

Beitrag von Thomas »

Das hört sich lustig an.
Umzug mit Pflanzen ist an sich kein Problem.
Auch vorübergehenden Aufenthalt unter nicht optimalen Bedingungen verkraften gesunde Pflanzen. Schwierig wird es , wenn daraus eine Dauerlösung wird und auch permanenten Standortwechsel machen viele nicht mit.
Das Problem, bei Indoors hat man es eigentlich fast immer , bedingt durch die Haltung, mit geschwächten , bzw. nicht optimal wachsenden Pflanzen zu tun.
Was den technischen Aufwand betrifft, so wäre für mich dann eine Schieflage erreicht, wenn der technische Aufwand, den Wert der Pflanzen um ein Vielfaches übertrifft. Soviel weiß ich über diese Leuchten, daß man dafür eine tolle Mädchenkiefer kaufen kann.

Gut, meine Meinung hast Du gehört.
Versuche dein Glück!
Uabh-bheist
Forum Spezialist
Beiträge: 176
Registriert: 16.08.2006, 08:22
Wohnort: Ca. Hamburg

Beitrag von Uabh-bheist »

Ganz spannendes Konzept, probieren würde ich s auf jeden Fall.
Meine Tip: versuch es mit Ficus, die werden nicht ohne Grund auch Junggesellen-pflanze genannt. Grad die retusa vertragen einiges an sub-optimalen Bedingungen bis hin zu Mishandlung.
Ich hab da so ein Beispiel ein paar Büros weiter bei einer Kollegin, steht recht schattig, wird recht unregelmäßig gegossen und wurde teilweise ein ganzes Jahr garnicht gedüngt, davon abgesehen hatte es vor anderthalb Jahren einen trockenheitsbedingten totalverlust der Blätter. Ich hab mich im letzten halben Jahr ein wenig darum gekümmert und siehe da; es wird keine Schönheit aber es treibt aus und verliert keine Blätter mehr. Schade das ich demnächst schon wieder die Firma wechsle. Armes Bäumchen.
Benutzeravatar
Thomas
Forum Spezialist
Beiträge: 9277
Registriert: 21.05.2004, 22:00
Wohnort: Pirna
Kontaktdaten:

Beitrag von Thomas »

Uabh-bheist hat geschrieben:; es wird keine Schönheit aber es treibt aus und verliert keine Blätter mehr.

Was hat das dann allerdings mit Bonsai zu tun. Da kann ich mir auch einen normalen Gummibaum im Kübel halten.
Uabh-bheist
Forum Spezialist
Beiträge: 176
Registriert: 16.08.2006, 08:22
Wohnort: Ca. Hamburg

Beitrag von Uabh-bheist »

Sicherlich, ín diesem Fall ist das wohl so. Es handelt sich da ja auch mehr um einen erstaunlich langlebigen Mallsai, um den ich mich kümmere weil es gerade so passt und der von anderer Seite nie gestaltet wurde und nie gestaltet werden wird.
Was jedoch Wolle betrifft:
In Zeiten in denen der Arbeitsmarkt mehr und mehr Flexibilität von uns verlangt und viele von uns regelmäßig umziehen oder pendeln müssen; ist es für Bonsaienthusiasten nicht abwegig, Möglichkeiten zu finden Bonsai auch als realistisches Hobby für Leute zu etablieren, die nicht Haus, Garten und festen Job haben.
Es ist natürlich richtig, dass jeder Kompromis in den Bedingungen auch einen Kompromis in der Ergebnissen zur Folge haben muss, dennoch wäre es etwas weitgegriffen, den Anspruch "Bonsai" völlig ab zu sprechen.
Vielmehr ist hier Kreativität und Flexibilität gefragt.
Auch wenn "Bonsai" als Hobby gerne Bodenständigkeit und Solidität bis ins Absurde und Meditative unterstellt wird, zeichnet sich gerade die Entwicklung durch Kreativität und die Erweiterung bestehender Grenzen aus.
Daher sollten wir Wolles Ansinnen nicht von vornherein als aussichtslos brandmarken.
phillipp
neu im BONSAI ART Forum
Beiträge: 8
Registriert: 23.09.2006, 15:03
Wohnort: rheingau

Beitrag von phillipp »

Hallo.

wie wäre es denn wenn du die Bonsai im Büro lässt.

Zur Pflege nimmst du sie halt abwechselnd am Wochenende mit nach

Hause.

Chef fragen , schöne Ecke einrichten --- kommt vieleicht ganz gut an .

gruß Phillip
Benutzeravatar
Thomas
Forum Spezialist
Beiträge: 9277
Registriert: 21.05.2004, 22:00
Wohnort: Pirna
Kontaktdaten:

Beitrag von Thomas »

Uabh-bheist hat geschrieben:In Zeiten in denen der Arbeitsmarkt mehr und mehr Flexibilität von uns verlangt und viele von uns regelmäßig umziehen oder pendeln müssen; ist es für Bonsaienthusiasten nicht abwegig, Möglichkeiten zu finden Bonsai auch als realistisches Hobby für Leute zu etablieren, die nicht Haus, Garten und festen Job haben.


Diese Möglichkeit ist ja eigens für uns Deutsche erfunden worden und heißt Zimmerbonsai.
Darüber ist ja hier zur Genüge debatiert worden.

Ich verurteile das nicht.
Soll jeder seinem Hobby fröhnen wie er will, und wenn er mit dem Bonsai in der Reisetasche durch die Gegend zieht, ist das auch sein Ding.
Wer damit glücklich wird, ok..

Ich habe nur zum Ausdruck gebracht, daß das meinem Verständnis von Bonsai widerspricht. Ich sehe da auch wenig Erfolgschancen , denn die Pflanzen interessieren leider unsere Arbeitsmarktprobleme so gut wie gar nicht und zeigen keinerlei Verständnis für kreative Pflanzenhaltungsmethoden unter Bürobedingungen.
Antworten