Dann will ich s mal versuchen:
Baumarktbonsai haben neben dem Überlebensproblem auch noch das eine oder andere Gestaltungsproblem.
Heißt, der Baum wurde in Lehmpampe einige Zeit im Container transportiert, dann mit ein wenig künstlicher Beleuchtung und viel Luftfeuchtigkeit am Leben erhalten. Wie es bei Bäumen so ist, kommt die Quittung später, nämlich erst wenn er bei Dir steht. Das ist n bisschen so, als wenn Du auf s Wacken fährst, und Dich drei Tage lang von Grillfleich, Wodka und RedBull ernährst. Dazu hast Du noch, so gut wie nicht geschlafen. Du kommst zu Deiner Frau nach hause und wirkst eigentlich recht munter, dann gehst Du am selben Tag nach Dusche und Shampoo noch mal mit zu den Schwiegereltern (verbringst einen langweiligen Nachmittag) und so langsam verläßt Dich Deine Kraft. Alles was dannach kommt, macht auch der Baum, wenn er bei Dir steht. Mit dem Unterschied, das Du wahrscheinlich überlebst, weil Deine Frau genau weiß, was Du brauchst.
Gestaltungstechnisch, musst Du wissen, dass in den klassischen Baumarktbonsai, Arbeit in einem Gegenwert gesteckt wurde, der zusammen mit dem Transport und dem Gewinn der einzelnen Zwischenhändler, den Endpreis rechtfertigt.
Man hat das Ding mit ein wenig Dünger auf irgendeinem chinesischen Matschfeld groß werden lassen. Das hat ein bis zwei Jahre gedauert. Zwischendurch kam ein Lohnsklave mit einer Rolle Stahldraht und einer rostigen Schere vorbei, hat den Baum oben abgeschnitten und den Draht so darum gezwängt, das dabei eine Form herauskaum, von der man denkt Europäer würden das schön finden. (Dividiert durch die monetär begrenzte Zeit). Der Stahldraht rostet dann munter am Stamm herum und wächst über s nächste halbe Jahr kräftig ein (Den Baum dabei mit Narben versehen). Dann kommt wieder der unterbezahlte Mann mit der Schere und schneidet den Baum oben ab. Eine dramatische Schnittstelle hinterlassend in der sich bei hoher Luftfeuchtigkeit noch einige charmante kleine Microorganismen einnisten. Wenn s die teure Version ist, klemmt er noch ein oder zwei Zweige unter die Rinde der Schnittstelle und wickelt Folie drum herum.
Wenn der Baum fertig ist, wird er dicht am Stamm abgestochen (diverse Wurzeln abtrennend) in eine Schale gepresst, der Rest der Schale wird dann mit Lehm aufgefüllt.
Was wir bei richtigen Bonsai vermeiden wollen, sind unter anderem: ein kaputtes Wurzelsystem, starke und gerade Schnittstellen (sehen nicht sehr natürlich aus), eingewachsener Draht und Rost am Stamm.
Das Nebari wird in diesem Prozess garnicht bearbeitet, das würde nämlich bedeuten den Baum aus der Erde zu nehmen. Was bei den hundertausend Bäumen auf dem Feld mal echt lange dauern würde. Und bei einem Zeitaufwand von unter einer Minute (geschätzt) pro Baum, würde das viele tote Bäume bedeuten.
Die ausgangsbedingungen sind also nicht ganz optimal.
Wenn s Dich interessiert irgendwo hab ich n Link zu ner Fotoserie vom Mallsai (Supermarktbonsai) zum Bonsai.
Um da was gutes aus zu suchen, brauch man aber viel Geduld und Ahnung.
Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten Indoors in Deutschen wohnzimmern, sehr wenig zuwachs zeigen, sodass die Entwicklung sehr lange dauern kann.
Zu 3:
Ja man kann daran üben, darf sich nur nicht wundern, wenn sie trotzdem den Löffel abgeben.
Und es wird nicht unbedingt etwas daraus werden, was Bonsaifans toll finden. Siehe auch hier:
http://bonsaiforum.de/viewtopic.php?t=2931&highlight=
Zu 5: Damit hast Du schon die Überlebenskandidaten beisammen.
Zu 6:
Raus tut ihnen einfach extrem gut.
Zu 7:
Das kommt darauf an, ob der Stöpsel drin ist oder nicht.
Achja und wie lange der Urlaub ist.
Stöpsel raus und nicht über drei Wochen sollte gehen.
Zu 8:
Kommt auf das Wasserenthärtungsmittel an und auf den Härtegrad des Wassers in Deiner Gegend. Wenn Du Wasser nur im Topf kochst weil Wasserkocher, nach dreimaliger verwendung den Löffel abgeben, solltest Du Dir was ausdenken.
Ansonsten gilt, immer schön kräftig giessen, damit die Salze wieder ausgepühlt werden.
Wie üblich keine Garantie für meine Tipps.