Von der Pike an (Steckling-Aufzucht)

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erix
neu im BONSAI ART Forum
Beiträge: 1
Registriert: 27.07.2016, 16:22

Von der Pike an (Steckling-Aufzucht)

Beitrag von erix »

Hallo neue Freunde,

Zu mir
Ich möchte nun mit dem Hobby anfangen und das am liebsten vom Steckling ausgehend. Es fastziniert mich, mir einen (oder mehrere Bäume) auszusuchen und diese als Bonsai zu gestalten. Deshalb würde ich gerne in den Wald gehen und mir den ein oder anderen Baum aussuchen und beginnen.

Zu den Gegebenheiten
Bieten kann ich den Bonsais einen hellen Balkon im Nord-Westen. Ich weiß auch schon das es keinen Indoor-Bonsai gibt und will auch garnicht damit anfangen mir einen gekauften Ficcus im Zimmer verrecken zu lassen.

Meine Fragen
Ich möchte einheimische Bäume aufziehen und das natürlich am liebsten sofort richtig!
Welche Bäume würden sich auf meinem Balkon (er hat die volle Zeit Sonne) eignen?
Welche Bäume würden mir als Anfänger am ehesten passen?
Ich las, dass sich die Substratmischung für Laubbäume wie folgt zusammensetzt:
50% Akadama
25% Blumenerde
25% Kies

Da wird aber wohl der ein oder andere einen Tipp für mich haben, falls ich mich z.B. für die deutsche Eiche entscheide, von dieser Mischung abzuweichen. Das Gemsich soll ja sehr wichtig für den Erfolg sein!
Ab wann fängt man an zu düngen?(und womit am besten, wird wohl von baum zu baum unterschiedlich sein)
Den Steckling soll man im Frühling - Sommer sammeln. Wäre ich da jetzt schon zu spät?
Der Steckling soll 5-10cm lang und 3-5mm dick sein (schräg geschnitten bei dickeren). Auf was ist da noch zu achten? Hat jemand beispielbilder für einen guten Steckling?
Wie Tief wird der Steckling gesteckt? Wie oft bewässert? Wie lange lässt man ihn in ruhe wachsen im ersten Topf? (ich las 1 Jahr idR)
Was kontrolliert man beim Steckling?

Meine vorgehensweise wäre jetzt folgende:
Ich würde auf meinem Balkon platz frei räumen. 4-5 (15cm) Töpfe mit dem besagten Substratgemsich vorbereiten. In den Wald gehen und mir 1-2 Kastanie 1-2 Ahorn und 1 Eiche suchen (ich meine natürlich Stecklinge). Diese dann Eintiopfen, in den Halbschatten stellen, den unteren Teil von Ästen/Trieben befreien, feucht halten und das ganze ca. 1 Jahr lang.

Ist das der richtige Weg?

Ja, ich bin wieder ein Anfänger mit 100 Fragen, aber ich habe mir schon einiges durchgelesen und wollte um Rat fragen.
Vielleicht hat der ein oder andere hier schon einen heimischen Baum hochgezogen und kann mir ein zwei tipps geben.
Vorallem WELCHEN Baum ich nehmen sollte (natürlich möchte ich da auch meinen eigenen Geschmack miteinbringen) zwecks Erfolgschance.

So! Übrigens, ich bin der erix, 31 Jahre JUNG(!) und wohne in Köln (kalkhaltiges Wasser! Problem?)
Sobald das ganze bei mir startet, würde ich sehr sehr gerne dieses Projekt bebildern über die nächsten Jahre.

Vielen Dank für die Aufnahme hier im Forum.
Maikeru
Forum Benutzer
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Registriert: 15.02.2014, 15:18

Re: Von der Pike an (Steckling-Aufzucht)

Beitrag von Maikeru »

Beim Substrat empfehle ich dir nach MODERNES SUBSTRAT / WALTER PALL zu googeln. Das ist wohl am unkompliziertesten.

Wie kalt werden deine Winter?
Eichen sollen als Bonsai nur bedingt frosthart sein. Und Eichen brauchen eine gewisse Grösse, um gut zu wirken, weil die Blätter von sich aus grösser sind.

Warum Stecklinge?

Schau mal nach Ulmen, jap, sibirisch, Hillier, die sehen klein auch schon hübsch aus, sind einfach zu handhaben und wachsen sehr gut.

Wenn es grösser sein darf, zb Winterlinde.

Hainbuchen bekommst du in nahezu jedem Gartengeschäft als Heckenbepflanzung für wenig Geld. Die kannst du beschnipseln bis zum umfallen. ^^

Wenn du.unbedingt Stecklinge willst, denk mal an Efeu - ergeben skurile Bonsai.

Düngen, ganz grob: ab April, flüssig, wenn es wärmer wird, organisch, bis in den frühen Herbst, dann mit Kali düngen.
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Thomas
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Re: Von der Pike an (Steckling-Aufzucht)

Beitrag von Thomas »

Hallo Erix und willkommen im Forum!

Es ist erst mal mal selten geworden, dass sich jemand so ausgiebig vorstellt und detailliert schildert,
was er möchte.

Es ist auch richtig, sich zu informieren, bevor man sich auf das Abenteuer Bonsai einlässt.
Und wie ich das so sehe, soll es auf eine dauerhafte Beziehung mit Bonsai hinauslaufen.

Die Voraussetzungen passen, denn wie Du richtig bemerkt hast, ist Bonsai mit Freilandarten der richte und einzig auf Dauer erfolgreiche Weg.
Auf einem Balkon ist natürlich wenig Platz und da muss man sondieren , wie man den sinnvoll nutzt.
Ich nehme es schon mal vorweg, mit Sicherheit nicht unbedingt mit Stecklingsaufzucht.
Mit 31 hat Du sicher auch einen Beruf und paar Mark übrig, denn wenn man Bonsai intensiv betreiben will,
sind paar Grundinvestitionen nötig.

Nun zu Deinen Fragen:
Zunächst liest Du evtl. sehr alte überholte Literatur.
Darauf lässt das Substartbeispiel schließen und wohl auch der Focus auf Stecklinge.

Zur Stecklingsanzucht war gerade ein Beitrag viewtopic.php?f=8&t=6506
Was ich dazu geschrieben habe gilt auch hier 1:1.
Bisher konnte mir weder hier noch sonstwo jemand einen Bonsai zeigen, den er selbst aus einem Steckling gezogen hat.

Auf dem Balkon wird das auch schwierig, den mit 4-5 Töpfen ist das nicht getan.
Warum solltest Du Dir über die nächsten 15-20 Jahre den Balkon mit Anzuchttöpfen vollstellen.
In solchen Zeiträumen musst Du bei Stecklingen denken.
Bei Bonsai auch, aber da beginnst Du da, wo Stecklingsanzucht aufhört, nämlich bei Pflanzen , die schon die nötige Reife haben,
um zum Bonsai gestaltet zu werden.
Und warum eigentlich Stecklinge, wenn da z.B im Wald schon Sämlinge und uJngpflanzen rumstehen und ich in der Bauschule für 10 Euro ein Bündel Heckenpflanzen bekomme.

Von der Pike auf bedeutet bei Bonsai eher nicht aus Samen oder Stecklung, sondern ab einem gewissen Reifestadium.
Ein Menschenleben ist gemessen an dem eines Baumes oder Bonsai eigentlich sowieso viel zu kurz.
Nehmen wir eine Eiche. Die entwickelt erst nach 30-40 Jahren Borke und einen Eichenbonsai ohne Borke wird nie das Abbild einer altehrwürdigen Eiche vermitteln können.

Kurz gesagt, willst Du Material heranziehen oder Bonsai gestalten.

Weg zum Bonsai gibt es viele und Material auch.
Quellen können sein: die Baumschule, die Bonsaibaumschule, Ausstellungen mit Händlerbörse, das Internet mit diversen Foren oder FB-Gruppen, wo immer auch Material angeboten wird oder die Natur.
Bei allem solle man nie nach den evtl. billigen Jungpflanzen suchen, sondern nach Material, was ganz bestimmte Voraussetzungen schon mal mitbringt und das sind v.a. Zeichen von Alter und Reife.
Das kann Borke sein, bei anderen Arten aber evtl. eine dickerer Stamm mit sehr guter Verjüngung nach oben.

Gute Einsteigerarten sind z.B. Winterlinde , Feldahorn oder Feldulme.
Da gibt es am Markt auch viel gutes Material.

In Köln bis Du auch nicht weit weg von Händlern und auch bis Düsseldorf ins Bonsaimuseum ist es nicht allzu weit.
da kannst Du Dir Input holen.

Zum Schluss noch der Hinweis auf meine Seite mit viel Tipps.
http://home.arcor.de/pallmers.home/Tipps.html

Dazu noch ein Link zu einem Beitrag
viewtopic.php?f=11&t=6424

90% diese Bäume sind von Hobbybonsaianern gestaltet, die genauso irgenwann angefangen haben wie Du.
Die Bonsaifreunde sind auch meist noch keine 60 Jahre alt, die Bäume aber i.d.R deutlich drüber und nicht
selten 100 oder 200 Jahre alt.
Dahin kann man kommen mit etwas Investition, ja, auch in Material, aber v.a. in Zeit.
Allerdings nicht in Zeit für Aufzucht, sondern v.a für Weiterbildung und Vervollkommnung der eigenen Fertigkeiten.

Wissen aus erster Hand vom Fachman oder Bonsaifreund vor Ort ist bessser als jedes Buch oder Forum.
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